Kettenkarussell-Unfall: Wie konnte es dazu kommen? Und wie geht es weiter?

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Funkhaus Bayreuth

Der Schock sitzt noch tief in den Knochen. Mittlerweile sind es sechs Verletzte nach dem Kettenkarussellunfall gestern Abend (21.4.) auf dem Bayreuther Frühlingsfest. Ein Jugendlicher hat sich jetzt noch zusätzlich mit leichten Verletzungen bei der Polizei gemeldet. Das Karussell hatte beim Absenken der Gondeln nicht wie vorgesehen abgebremst. Daraufhin sind mehrere Fahrgäste mit voller Wucht gegen Reklameschilder des Fahrgeschäfts geprallt. Wie konnte das passieren? Viele Menschen wundern sich auf Social Media Plattformen, ob das Fahrgeschäft wohl nicht kontrolliert wurde? Doch – informiert der Pressesprecher der Stadt Bayreuth.

Das Ganze läuft immer so ab: Eine Prüfstelle, wie der TÜV Süd oder die Landesgewerbeanstalt, checken jedes Fahrgeschäft technisch durch. Erst wenn alles läuft, bekommen die Betreiber einen Prüfnachweis. Der gilt auch nur für bestimmte Zeit. Bevor das Frühlingsfest aufmacht, kommt dann noch das Bauordnungsamt Bayreuth und kontrolliert, ob wirklich jedes Fahrgeschäft diesen gültigen Prüfnachweis hat. Das wird im Prüfbuch dokumentiert. Die Stadt versichert, dass jedes Fahrgeschäft, auch das Kettenkarussell, diesen Prüfnachweis vorweisen konnte. Sonst hätte das Frühlingsfest gar nicht aufgemacht. Die Stadt weist aber auch darauf hin, dass solche Prüfungen grundsätzlich natürlich immer Momentaufnahmen sind.

Gudrun Sommerer, Vorständin des Schaustellerverbands, erklärt, welche Kontrollen Fahrgeschäfte in Deutschland durchlaufen müssen:

Jede Anlage, egal ob klein oder groß, bekommt im Sechsjahresturnus eine ganz große Abnahme. Das heißt, es wird jede Schraube, jeder Splint, jede Schweißnaht kontrolliert – auf Herz und Nieren. Das dauert auch mehrere Tage. Wenn nur ein kleiner Teil von einem Ausleger zum Beispiel kaputt ist, muss der ganze Ausleger ausgewechselt werden. Und dann ist jedes Jahr vom TÜV Süd eine große Abnahme nochmal, bei der ebenfalls wirklich alles nachgeprüft wird. Das nächste Prozedere ist dann die örtliche Bauabnahme. Wenn hier in Bayreuth ein Fahrgeschäft aufgebaut wird, kommt die Abnahme und kontrolliert, ob alles passt, schaut alles nach und wenn die den Stempel ins Baubuch geben, dann dürfen sie aufmachen. Haben sie ihn nicht, bleibt es geschlossen. Dieses Fahrgeschäft, an dem das Unglück passiert ist, hat den Stempel im Baubuch gehabt.

Deutschland hat den strengsten TÜV und die strengsten Auflagen für Fahrgeschäfte weltweit, sagt Sommerer weiter.

Deswegen ist es für uns ja dieses große Rätsel, dass das passiert ist. Wir sind alle verwundert! Jeder einzelne Kollege schüttelt nur mit dem Kopf, wie konnte das passieren? Es muss jetzt wirklich erforscht werden, warum das passiert ist!

Die Kripo und ein Gutachter versuchen jetzt herauszufinden, wie es zu dem technischen Defekt am Karussell kommen konnte.

Unterdessen bittet die Polizei jetzt um Mithilfe: Wer Fotos oder Videos vom Unfall oder dem Kettenkarussell hat, soll diese über ein spezielles Upload-Portal hochladen.

Experten der Kriminalpolizei, ein Gutachter und ein Staatsanwalt haben das gesperrte Fahrgeschäft heute Mittag untersucht. Die Ermittlungen gehen weiter.

Und wie geht es mit dem Bayreuther Frühlingsfest jetzt weiter? Gudrun Sommerer:

Es ist unheimlich tragisch. Wir haben aber beschlossen, zusammen mit dem OB gestern und mit Ordnungsamt, dass wir heute aufmachen. Aber gediegen. Es wird keine laute Musik geben, keine Partystimmung, keine lauten Durchsagen oder Gebimmel, weil es uns ehrlich gesagt auch gar nicht danach ist.

Morgen (22.4.) findet wie geplant der große Familientag statt. Das Kettenkarussell ist inzwischen abgebaut.

Wir haben mit dem Vater eines der verletzten Kinder gesprochen. Hier hören Sie das Interview:

bea, mso

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