Trainer Dieter Hecking stellte sich neben seinen Klappstuhl und nahm die Nürnberger Schmach mit eiskalter Miene hin. Seine Spieler blickten nach dem nächsten Rückschlag im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga ratlos in den Nachthimmel über Hannover. Durch das 0:3 am Samstag bei den Niedersachsen verpassten die Franken einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt. Das große Zittern geht weiter. Der Vorsprung auf den wackligen Relegationsplatz beträgt nur noch vier Punkte.
Kapitän Christopher Schindler prognostizierte schwierige vier Wochen bis zum Saisonende. «Scheuklappen runter und nicht nach links und rechts gucken», forderte der 33 Jahre alte Abwehrspieler. «Es gibt sehr viel Stress Außenrum und sehr viel Emotion. Deswegen müssen wir bei uns bleiben», appellierte Schindler an seine Mannschaft.
Vor ihren leidgeprüften «Club»-Fans offenbarten die Nürnberg einmal mehr große Defizite in der Offensive. Das Problem, Chancen in Tore umzuwandeln, zieht sich bereits durch die ganze Saison. «Das war heute ein Paradebeispiel», meinte Hecking. In Hannover durfte jeder mal ran: Felix Lohkemper setzte einen Kopfball aus kürzester Distanz neben den Pfosten, Mats Möller Daehli oder Enrico Valentini scheiterten von der Strafraumgrenze. Mit lediglich 26 Toren stellen die Franken die harmloseste Offensive der Liga.
«Es fehlt die letzte Konsequenz, diese Gier», kritisierte Ex-Kapitän Valentini und beklagte auch die Schwäche nach Standards. Aus 160 Eckbällen resultierte in dieser Saison bislang kein einziges Tor. «Wir kommen zum Kopfball und köpfen daneben», beschrieb Valentini das Verhalten nach ruhenden Bällen. Trainer Hecking befand: «Wir haben nicht den ausgewiesenen Kopfballspieler».
Vier Spieltage vor Saisonende ist der Klassenerhalt immer noch nicht gesichert. Zur Erinnerung: Die Vereinsführung hatte vor dieser Spielzeit einen Platz unter den besten Sechs als Ziel ausgerufen. Keiner der Verantwortlichen rechnete zum damaligen Zeitpunkt damit, dass die Franken größtenteils wie ein Abstiegskandidat auftreten. «Jeder Dreier wird jetzt immer mehr wert», erklärte Schindler. Am Sonntag empfangen die Nürnberger den 1. FC Kaiserslautern.